In einer Glashütte

In der Hütte wird es munter
Und die Meister fragen schon
Nach den Mustern, nach den Formen,
Und im rauen Hüttenton
Rufen sie den Stuhl zusammen.
Aus dem Ofen leuchtet’s hell
Und zur Stelle ist ein jeder –
Das Gewitter löst sich schnell.
Külbelmacher tauchen Pfeifen
In das feurig-flüss’ge Glas,
Achten nicht der glüh’nden Hitze;
Wehren nicht dem heißen Gas.
Der Gehilfe nimmt das Kölbchen,
Formt es vor im Wulgerholz;
Gut dem Meister es zu geben,
Ist sein ganzer Arbeitsstolz.
Prüfend übernimmt’s der Meister,
Kunst und Nutz‘ es werden soll –
Freut sich seiner sauber’n Arbeit.
Und er bläst es rund und voll,
Schwenkt es glühend durch die Lüfte,
Bläst ihm Glanz und Schönheit ein,
Dreht es in der Form zum Körper,
Bis er starr und licht und rein.
Glas, geboren aus dem Feuer,
Fluss und Erde gleicherzeit –
Spieglung nur verrät dein Dasein,
Sinnbild der Bescheidenheit!
Bist wie Licht so unaufdringlich,
Dem du schon seit ewig glichst.
Arbeitsstolz und Arbeitsfreude
Stecken in dir, bis du brichst.

R. Lehmann

Dieses famose Gedicht, dieses Loblied auf die Arbeit der Glasmacher, fand sich in den Unterlagen von Hans Lutzens, entdeckt im Glasmuseum Weißwasser.